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„Wer nicht mitmacht, ist draußen“

26. 09. 2018
Schafflunder Bürger diskutieren über neue Konzepte bei der Entscheidung über künftige Wohnformen
 

Die Dorfentwicklung in Schafflund wird derzeit unter verschiedenen Gesichtspunkten diskutiert, darunter auch zukünftige Wohnformen. „Wir wollen bestimmt nicht das werden, was man ein Schlafdorf nennt“, sagte Volkert Petersen, der als Pate für dieses Thema interessierte Bürger begrüßte. In einem Impulsreferat stimmte der Kieler Stadtentwickler Wulf Dau-Schmidt die Anwesenden auf das Thema ein. Er gilt als jemand, der das Gemeinschaftliche und die Nachbarschaft ins Zentrum seiner Planungen stellt. Dies sei im dörflichen Leben früher der Normalfall gewesen, so auch in seiner Jugend in Löwenstedt/Nordfriesland. Der Ort sei übersichtlich genug gewesen, um alle beim Kindskiek oder Geburtstag im Blick zu haben – aber auch groß genug, um den üblichen Nörgler auszuhalten. „Städter müssen lernen, wie ein Dorf funktioniert“, sagte Dau-Schmidt. In Baugebieten für Einfamilienhäuser gingen gemeinschaftliche Strukturen häufig unter oder entwickelten sich gar nicht erst. Kreative Lösungen für ein Gemeinschaftsleben seien selten.

Als positives Beispiel nannte er die Siedlung in Tremmerup bei Flensburg auf dem Gelände des alten „Horchpostens“ der Marine. Dort entstanden 35 Wohneinheiten in sozial-ökologischer Bauweise, davon vier Mietwohnungen im sozialen Wohnungsbau. Die Eigentumswohnungen haben kein eigenes Grundstück, das autofreie Gemeinschaftsgelände aber einen Dorfmittelpunkt mit viel Spielraum für die Kinder. Doch für jedes solcher Vorhaben müsse ein eigenes Konzept erarbeitet werden, mahnte Dau-Schmidt an. Hierzulande sei es üblich geworden, aufgrund der hohen Nachfrage freie Baugrundstücke zu verlosen. Bei der Konzeptvergabe indes würden alle Interessenten von Beginn an in die Planung einbezogen. Je mehr ein Interessent von Beginn an und auf Dauer für das Gemeinschaftsleben einzubringen habe, desto größer seien seine Chancen auf ein Baugrundstück.

Inwieweit sich Ideen aus den Ausführungen von Dau-Schmidt für ein Schafflund der Zukunft umsetzen lassen, wollten die Teilnehmer des Themenabends im weiteren Verlauf herausfinden. Unter der Moderation von Antje Gerlach und Manfred Heuer wurde an vier Tischen über verschiedene Fragestellungen diskutiert. Die Gruppen wurden in Abständen ausgetauscht, damit jeder zu jedem Thema diskutiert.

„Als hätte ich es gesteuert“, entfuhr es Dau-Schmidt, als die Ergebnisse von den Teilnehmern präsentiert wurden. Für ein Wohngebiet, in dem sich alle wohlfühlen, ist Geborgenheit ein zentrales Stichwort. Diese drückt sich vor allem in einem autofreien, grünen Mittelpunkt mit viel Platz für Kinder aus. Als modern wird ein generationsübergreifendes Wohnen aller sozialen Schichten eingestuft. Ein Gemeinschaftshaus mit zentraler Ent- und Versorgung sollte unter ökologischen Gesichtspunkten betrieben werden. So wäre auch die Forderung der Landesplanung zu erfüllen, ausreichend Wohnraum mit geringerem Flächenbedarf zur Verfügung zu stellen. Hausgruppen mit gemeinsamen Grünflächen könnten dazu beitragen, dies ohne Minderung der Lebensqualität zu gewährleisten. Natürlich müssten die Interessen zukünftiger Bauherren dann auch berücksichtigt werden. Allerdings wären sie auch verpflichtet, sich von Beginn an der Planung zu beteiligen. Ganz rigoros: „Wer nicht mitmacht, ist draußen“, erläutert Helga Pitroff ein Diskussionsergebnis.

Architekt Andrée Hansen war als Teilnehmer sehr angetan. „Es gab viele interessante Anregungen“, meinte er und hofft, dass in der Zukunft vieles davon umgesetzt werden kann. Volkert Petersen wies darauf hin, dass es sich um eine Zukunftswerkstatt handelt und die Ideen sicher nicht in das nächste Baugebiet direkt einfließen können. „Aber ihr seid jetzt alle infiziert mit neuen Gedanken. Ihr könnt Multiplikatoren sein“, sagt er.

 

Text - SHZ Reinhard Friedrichsen

 

Nächster Workshop: Mittwoch 26.09.2019 19:30Uhr Bürgerhaus -Thema Energie & Natur & Mobilität

 

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