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Staunen über gerettete Schätze

Schafflund, den 24. 11. 2017
Manfred Neumann ist glücklich, dass die Feuerwehr durch umsichtiges Vorgehen seine Sammlung vor der Vernichtung bewahrt hat
 

 Das hätte böse enden können. Die Erleichterung über den glimpflichen Ausgang des Brandes in seinem reetgedeckten alten Wohnhaus ist Manfred Neumann auch zwei Wochen danach noch deutlich anzumerken. Das ist verständlich angesichts der zahllosen Sammelobjekte, mit denen das gesamte Anwesen bis an die Decken gefüllt ist. „Die Feuerwehr hat unglaublich vorsichtig agiert“, sagt er voller Dankbarkeit und zeigt im Dachgeschoss die Stelle, an der es mit offener Flamme aus dem Fußboden brannte – direkt neben seinen unbeschadet gebliebenen antiken Papiertheatern. Deshalb wolle er der Feuerwehr ein besonderes Geschenk machen. Einsatzleiter Benno Gasa und der Sicherheitsbeauftragten Jens Jacobsen von der Schafflunder Wehr sind gekommen, um es entgegen zu nehmen.

„Mit dem feinen Sprühstrahl aus den Löschlanzen konnten wir gezielt vorgehen und einen Wasserschaden im Gebäude verhindern“, sagt Benno Gasa und fügt hinzu: „Wir können alle glücklich sein, dass es so gelaufen ist. Zehn Minuten später hätte das Reetdachhaus keine Chance gehabt.“ Allerdings hätten sie den Hausherrn mehrfach davon abbringen müssen, das verrauchte Gebäude zu betreten, doch daran möchte dieser nun gar nicht mehr erinnert werden. Stattdessen holt der leidenschaftliche Sammler sein Geschenk hervor: Eine hervorragend erhaltene Holztafel von 1833 aus Kosuchen in Ostpreußen, ein „Zufallsfund“, wie er sagt, mit der Inschrift: „Zwei Pferde mit Geschirr zu der Feuerspritze auf 24 Stunden zu Anbringen um die Feuergefahr aufrecht zu halten. Kosuchen, 1833“.

„Wir hängen sie in unser Gerätehaus“, versprechen die Feuerwehrmänner, und dann erhalten sie eine persönliche Führung durch das verwinkelte Domizil. Die beiden Brandschützer staunen nicht schlecht angesichts der zahllosen Objekte, die der Künstler und Sammler über Jahrzehnte zusammengetragen hat. Bereits im Vorgarten ziehen alte Grabkreuze mit Schildern aus Meißner Porzellan die Blicke auf sich. Die schmuckvollen Grabsteine von Deutschen habe er vor etwa 15 Jahren aus Polen mitgebracht, erzählt Manfred Neumann, nachdem sie dort entsegnet worden waren. Ebenfalls aus Polen stammen herrschaftliche Kachelöfen, die er selbst zu Hause wieder aufgesetzt habe. Die Besucher gehen über einen russischen Intarsienfußboden, betreten hundert Jahre alte Fußbodenkacheln aus einer Ziegelei in Dänemark und durchschreiten eine alte Tür mit Holzvertäfelung aus dem Schloss Augustenborg.

Unablässig prasseln Geschichten und Anekdoten auf die beiden ein. „Das müsste doch unbedingt in ein Museum“, wirft Benno Gasa ab und zu ein. Doch im Grunde befindet er sich gerade in einem privaten Museum, es ist nur nicht für jedermann geöffnet.

Jeder Raum birgt neue Schätze: Vitrinen beherbergen Blechdosen, Bücher, Schatullen, Nachttöpfe oder Puppen, und eine ist ausschließlich für Antikes aus Flensburg reserviert. Manfred Neumann holt eine Dose der ehemaligen Fahrrad-Werke J. Fries Beseler hervor: „Aber sie ist nicht von hier, ich habe sie in Russland gefunden.“ Viele seiner Reisen hätten ihn unter anderem nach Russland und in die Ukraine geführt. Als er in Moskau Bilder gekauft habe, habe eine überlebensgroße Lenin-Büste seine Aufmerksamkeit erregt, also nahm er sie in seinem Auto mit. „Als die Grenzbeamten die Tür aufmachten und guckten, standen sie sofort stramm“, lacht er. Letztlich habe er jedoch freie Fahrt bekommen, und nun ruht der riesige Lenin über den Besuchern – in Schafflund, in friedlicher Nachbarschaft zu einer Holzfigur der Heiligen Magdalena.

Manfred Neumann, Vater dreier Töchter, bekennt sich zu seiner Sammelleidenschaft: „Ich kann mich schwer von etwas trennen.“ Das gilt auch für seine humorvollen Kunstobjekte aus Metall, die er zwar ausstellt – zuletzt in Flensburg beim „Dampf Rundum“ – aber nicht verkauft. Es ist Kunst aus Schrott, die man auf der Internetseite kunst-aus-schrott.net bewundern kann.

 

Text - SHZ Helga Böwadt

 

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